Stromkostensenkung für Unternehmen

Die Stromkosten sind zu hoch, ist ja klar. Die Politik wird fortlaufend zur Stromkostensenkung für Unternehmen aufgerufen. Da wird aber so schnell nichts passieren. Zeit, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Bekanntlich setzen sich die Strompreise aus dem Preis für die Energielieferung zzgl. Vertriebsentgelt, den Netzentgelten, allen möglichen Umlagen und Abgaben sowie der Stromsteuer zusammen. Die Potenziale bei Netzentgelten, Umlagen, Abgaben und Stromsteuer dürften weitgehend ausgeschöpft sein. Entweder man gehört zu den privilegierten Unternehmen (oder macht sich dazu) oder eben nicht.

Die Stromkosten – auf die kommt es an – ergeben sich aus Strompreis mal Strommenge. An der Energieeffizienz, zur Reduzierung der Strommenge wird ohnehin kontinuierlich gearbeitet, auch dazu gibt es gesetzliche Verpflichtungen.

Es bleiben zunächst der Preis für die Energielieferung und das Vertriebsentgelt. Letzteres ist gering und im Wettbewerb der Stromlieferanten sind die Potenziale zur Stromkostensenkung weitgehend ausgereizt. Bei sehr großen Kunden lässt sich durch die eigenständige Übernahme von Teilfunktionen des Lieferanten, z.B. das Regelenergierisiko, noch etwas sparen.

Bei großen Stromverbrauchern ist heute die strukturierte Beschaffung vorherrschend. Es werden unterschiedliche Terminprodukte zu verschiedenen Zeitpunkten beschafft, der Rest geht in den Spotmarkt. Hinzu kommen gegebenenfalls PPA, PV-Eigenversorgung und/oder BHKW. Das Ganze nennt man dann Portfoliomanagement. Wer vorne mit dabei ist, hat Teile seines Stromverbrauchs flexibilisiert und vermarktet diese Flexibilität, z.B. am Regelenergiemarkt. BHKW, die nicht spotmarktgesteuert fahren, gibt es vermutlich immer noch, hier besteht Handlungsbedarf.

Manche PPA wären so besser nicht abgeschlossen worden, bei anderen muss erst das Laufzeitende abgewartet werden, um zu sehen, ob sich diese Verträge gerechnet haben. Das gilt auch für PV-Anlagen zur Eigenversorgung.

Kurzfristig liegt der Fokus somit auf dem Portfoliomanagement und der Identifikation der optimalen Beschaffungszeitpunkte. Letzteres gilt auch für Chargenmodelle und Festpreisverträge. Soweit zur Theorie. Folgende Zahlen mögen die Potenziale zur Stromkostensenkung für Unternehmen verdeutlichen:

Ein Base 2025 konnte im Handelszeitraum 01.01.2022 bis heute bestenfalls zum Preis von 68,55 €/MWh beschafft werden oder schlimmstenfalls für 285,00 €/MWh. Der arithmetische Mittelwert der Handelsnotierungen liegt bei 121,94 €/MWh, weil 2022 noch sehr hohe Preise gezahlt wurden. Wird anstelle des arithmetischen Mittelwertes das mit den Handelsvolumina gewichtete Mittel verwendet, so ergeben sich „nur“ 95,55 €/MWh. Rund dreiviertel des Handelsvolumens entfällt auf das Jahr 2024. 2024 lag der Maximalpreis bei 102,12 €/MWh, der arithmetische Mittelwert bei 88,20 €/MWh und der volumengewichtete Mittelwert bei 88,59 €/MWh. Die Volatilität ist aber immer noch hoch. Um die Preise für ein Base-Profil mit dem tatsächlichen Lieferprofil vergleichen zu können, empfehlen sich Profilfaktoren.

Strom als Commodity ist ein besonders komplexes Produkt:

  • Angebot und Nachfrage sind wetterabhängig und damit stochastischen Schwankungen unterworfen, was auch für ganze Lieferjahre gilt
  • Angebot und Nachfrage sind stark von europäischer und nationaler Politik abhängig
  • Speicherung ist nur in anderen Energieformen und zu sehr hohen Kosten möglich
  • die kurzfristige Nachfrageelastizität ist bislang sehr gering
  • die für die Strompreise wichtigen Kosten fossiler Stromerzeugung hängen von den Preisen für Kohle, Erdgas und den Emissionszertifikaten (EU-ETS1) ab
  • die Preise für die Emissionszertifikate sind permanentem politischen Einfluss ausgesetzt
  • Erdgas- und Kohlepreise bilden sich auf Weltmärkten
  • aufgrund der Stundenauflösung der Spotpreise gibt es sehr viele Daten

Es liegt auf der Hand, dass Beschaffungsentscheidungen auf Basis von Fundamentaldaten deswegen nicht “nebenbei” zu erledigen sind. Wo Wissen fehlt, muss der Glaube helfen. Dementsprechend wird oft aus dem Bauch entschieden. Wer dann auf eine objektive Messung des Beschaffungserfolgs mit Hilfe von Benchmarks verzichtet, darf sich in dem (Irr-)Glauben wiegen, gut beschafft zu haben.

Zwar gibt es allenthalben gut gemeinte Analysen mit bunten Grafiken und wohlmeinende Ratschläge, aber die sind alle unverbindlich und werden niemals einer nachträglichen Überprüfung auf Richtigkeit unterzogen. Beim Portfoliomanagement ist in vielen Fällen dringend mehr externe Expertise notwendig.

Viele Unternehmen müssen zusätzlich noch Ablassbriefe (heute heißen sie Herkunftsnachweise, kurz HKN), kaufen, um Compliance- oder sonstige Verpflichtungen zu erfüllen und den Strom “grün” zu machen, auch wenn mit dem Kauf kein einziges Kilogramm CO2 eingespart wird. Die Preise für HKN sind volatil, so dass sich hier ein weiteres, kleines Optimierungspotenzial auftut.

Die oben beschriebenen Maßnahmen und Instrumente sind State of the Art. Für die Zukunft erfordert es zusätzliche Kunstgriffe, um eine Stromkostensenkung für Unternehmen zu erzielen. Möglichkeiten dazu gibt es. Nur wenige kennen sie, und sie stehen auch nicht kostenlos im Internet. Um vor die Welle zu kommen, ist es jetzt an der Zeit, die notwendigen Schritte einzuleiten.

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