Plan- oder Marktwirtschaft?

Die Aufgabe der Wirtschaft ist es, die benötigten Produkte und Dienstleistungen in der richtigen Menge und Qualität am richtigen Ort und zur richtigen Zeit möglichst kostengünstig bereitzustellen.

Im 19. Jahrhundert fingen Ökonomen an, darüber zu streiten, mit welchem Wirtschaftssystem dieses Ziel am besten zu erreichen ist. Einer davon hieß Karl Marx und forderte ein planwirtschaftliches Modell, in dem der Staat zentral festlegt, wer wann und wo wieviel produziert. Das wurde als effizienter und zielgenauer eingeschätzt als die bis dahin vorherrschende Marktwirtschaft, in der verschiedene private Unternehmen entscheiden, was sie wo wann und wie produzieren und anbieten. Die Steuerungsfunktion übernimmt in der Marktwirtschaft der Preis.

In der Folge wurden in zahlreichen Ländern planwirtschaftliche Systeme errichtet u.a. in der ehemaligen DDR. Dort wurden Fünfjahrespläne von Partei/Regierung/Behörden aufgestellt, wieviel Stahl, Zement, Kunststoff etc. die jeweiligen volkseigenen Betriebe zu produzieren hatten. Die Ziele wurden so formuliert, dass sie übertroffen werden konnten. Das gab dann jedes Mal Anlass zu Jubelmeldungen über die erfolgreiche Politik, die Weisheit der Staatsführung und die Überlegenheit des planwirtschaftlichen Systems.

Die Verbraucher wollten aber keinen Stahl kaufen, sondern Autos, Waschmaschinen etc. Darauf mussten sie lange warten, weil es eben dann doch Engpässe gab trotz des vielen Stahls. Vielleicht mangelte es an Gummi, Glas oder Kupfer für den Anlasser. Ein Auto besteht aus vielen Komponenten. Die schlechte Versorgungslage (u.a.) hat dann dazu geführt, dass die Menschen das Land verlassen wollten, selbst eine Mauer hat das nicht mehr verhindern können. Vor über 30 Jahren brach das System zusammen, in der DDR und vielen anderen Ländern. Diese Länder haben inzwischen alle die Marktwirtschaft oder zumindest marktwirtschaftliche Elemente (China) eingeführt. In den Ländern, in denen immer noch Planwirtschaft herrscht (Venezuela, Kuba, Nordkorea), leiden die Menschen bittere Not.

Franz-Josef Strauß hat einst über die Planwirtschaft gelästert: „Wie funktioniert Planwirtschaft in der Wüste? 30 Jahre lang passiert Nichts und dann wird der Sand knapp.“

Wer nun glaubt, die Idee der Planwirtschaft sei tot, irrt. Sie ist wieder da (wie andere unerfreuliche Erscheinungen auch). Bereits unter Merkel wurden im EEG Planzahlen darüber, wann, wieviel (und mit welcher Technologie) Stromerzeugungsanlagen errichtet (und gefördert) werden sollen, festgeschrieben. Das wurde mit immer größeren und detaillierteren Zahlen fortgeführt und ergänzt um Leistungen für Wasserelektrolyse, Anzahl Batterieautos, Wärmepumpen, Stromverbrauch etc. Volkseigene Betriebe gibt es kaum noch (allerdings kommunale Beteiligungen an Energieversorgern), aber mit einem gewaltigen Instrumentarium an unterschiedlichen Steuern, Abgaben und Förderungen versucht der Staat, die (Energie-)Wirtschaft zu lenken.

Wie in der DDR wird die Bevölkerung heute dem Dauerfeuer von Jubelmeldungen ausgesetzt, wie erfolgreich die regenerativen Energieanlagen zugebaut werden und wie hohe Mengen und Anteile sie an Strom produzieren. Bei der Windenergie ist der Zubau gar nicht so hoch wie erwartet, deswegen wird hier die Anzahl an Genehmigungen herangezogen, die steigt wenigstens, Genehmigungen produzieren aber keinen Strom. Der PV-Zubau läuft grandios. Jeden Sonntag im Sommer werden die Anlagen tagsüber massiv abgeregelt (auf Kosten des Stromverbrauchers und Steuerzahlers), wir ersaufen in Solarstrom und bauen immer weiter.

Stahl ist genug da, Gummi, Kupfer und Glas nicht. Es gibt unzureichende Netze, Speicherkapazitäten, Wasserstoff, Back-up-Kraftwerke, Batterieautos, Ladestationen, Wärmepumpen (auch zu wenig Häuser, um sie dort einzubauen), Smart-Meter, Kapital, Fachkräfte etc. Die Aufgabe der Stromwirtschaft ist es, Strom in der richtigen Menge und Qualität (Versorgungssicherheit) am richtigen Ort und zur richtigen Zeit möglichst kostengünstig bereitzustellen. Keine der genannten Kriterien wird erreicht. Die Kosten steigen ins Uferlose, die Stromverbraucher und die Stromerzeugung sind im wahrsten Sinne des Wortes meilenweit voneinander entfernt (ohne Stromnetz dazwischen) und der Strom wird nicht erzeugt, wenn er benötigt wird.

Zeit für einen Paradigmenwechsel.

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