Das Strommarktgeschehen war im Juli unaufgeregt. Am Spotmarkt sind die Preise gefallen, am Terminmarkt gestiegen.
Spotmarkt
Der Juli war bekanntlich sehr nass, was eine für die Jahreszeit sehr hohe Stromerzeugung aus Wasserkraft mit sich brachte. Die Temperaturen lagen nur leicht über dem langjährigen Mittel, so dass der Stromverbrauch für Klimatisierung moderat blieb. Die Windstromerzeugung war saisonal immer noch gut, auch wenn der Juli-Rekordwert von 2023 nicht annähernd erreicht wurde. Bei der Offhore-Windkraft gab es kleines Plus durch die neuen Anlagen. Im Südosten war es sehr sonnig, was für sich bei der Solarstromerzeugung positiv bemerkbar gemacht hat, immerhin befinden sich 27% der installierten PV-Leistung in Bayern. Der Anlagenzuwachs gegenüber dem Vorjahr ist erheblich (anders als bei Onshore-Windkraft).
Die fossile Stromerzeugung blieb auf dem Niveau vom Juni. Der Stromimportsaldo hat weiter zugenommen. Auch in Frankreich hat der Stromverbrauch 2024 gegebenüber dem Vorjahr deutlich abgenommen – Batterieautos und Wärmepumpen zum Trotz. Die Kernkraftwerke laufen gut, die Revisionen gehen auf einmal zügig, und Kühlwasserprobleme sind auch nicht in Sicht.
Beim Spotpreisverlauf zeigt sich das gleiche Muster wie im Juni: Es gab erneut sehr viele Lieferstunden mit negativen Preisen, nicht nur sonntags, aber auch eine Reihe von Preisspitzen in den späten Abendstunden. Über weite Zeitbereiche waren die Spotpreise mit fossilen Kraftwerken nicht darstellbar. Die Stromerzeugung aus Kohle war minimal günstiger als die aus Erdgas.
Insgesamt lag der mittlere Spotpreis bei 67,70 €/MWh und damit rund 5 €/MWh unter dem um den pannenbedingten Preisausreißer vom 26.06.2024 korrigierten Mittelwert vom Juni. Der Preisrückgang ist auf gesunkene CO2-Preise und Erdgaspreise an den Spotmärkten zurückzuführen. Angesichts von Speicherfüllständen nahe 90% bei Erdgas und weiterhin schwacher Industrienachfrage ist das nachvollziehbar.
Bei der Spreizung der Spotpreise hat es im Juli eine leichte Abschwächung gegeben. Nach wie vor liegt die Differenz zwischen den drei teuersten und den drei billigsten zusammenhängenden Stunden des Tages aber weit über 100 €/MWh. Sonntage sind für Speicherbetreiber oder Lastmanagement nach wie vor wegen der negativen Preise am attraktivsten.
Terminmarkt
Nachdem die Terminpreise bis 22. Juli als Reaktion auf die Spotpreise nachgegen haben, sind sie im Anschluss wieder gestiegen. Seit Ende Juli ist das Terminpreisniveau wieder über dem Niveau von Ende Juni. Base 2025 notiert aber noch unter 100 €/MWh. Das Preisgefüge für die Jahresprodukte ist gleich geblieben.
Hauptursache für den Preisanstieg sind gestiegene Gaspreise aufgrund von Befürchtungen einer Eskalation des Nahost-Konflikts. Das konnte in den letzten Monaten schon häufiger beobachtet werden und hat sich bislang noch immer wieder verflüchtigt. Gas für 2025 liegt inzwischen wieder über 40 €/MWh. Bei den Preisen für Lieferungen 2024 haben sich kaum Änderungen ergeben.
Die Betrachtung der Risikoprämien zeigt, dass auch deren Erhöhung zur Steigerung der Stromterminpreise beigetragen hat. Zwar sind die Stromerzeugungskosten entlang der Kurve gestiegen, aber nicht in dem Maße, wie die Strompreise. Möglicherweise hat der Markt erkannt, dass die Einschätzung der Auswirkungen von Überschusszeiten einerseits und Knappheitszeiten andererseits im Verhältnis doch etwas zu optimistisch eingeschätzt wurde.
Die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung (bzw. die handvoll Eckpunkte, die dazu bislang bekannt sind) dürfte auf den betrachteten Zeithorizont keine Auswirkungen haben.