Bei Kohle ist zwischen Kokskohle und Kesselkohle zu unterscheiden. Kokskohle wird in erster Linie im Hochofenprozess eingesetzt und ist hochwertiger und deswegen teurer als Kesselkohle, die in Kraftwerken oder zur sonstigen energetischen Verwendung genutzt wird. Welche Kohle gefördert wird, ist minenspezifisch. Chemische Zusammensetzung, Energieinhalt (Heizwert), Wasser- und Aschegehalt zeigen eine große Bandbreite je nach Abbaugebiet.
Nachfolgend sind die wichtigsten Förder- und Verbrauchsländer von Kesselkohle 2023 mit den zugehörigen Mengen dargestellt (Quelle: Internationale Energieagentur). Hierin ist auch Braunkohle, die normalerweise nur am Ort des Abbaus genutzt wird, enthalten.
Die überragende Position von China ist offenkundig. Daneben spielt Indien eine immer größere Rolle. Das Volumen des Kokskohlemarktes ist sehr viel kleiner und liegt nur bei ca. 1.100 Mio. t. Die gesamt EU ist bei Verbrauch und Förderung mit einem Anteil von jeweils deutlich unter 5% im Weltmarkt bedeutungslos. Der Anteil von Deutschland an der EU-Menge betrug 2023 jeweils rund 40%, was zum größten Teil an der im Tagebau geförderten Braunkohle liegt. Neben Deutschland haben nur noch Polen und Tschechien nennenswerte Mengen in der EU.
Der weitaus größte Teil der Kohleförderung wird inländisch verbraucht, weniger als 15% des Aufkommens an Kesselkohle wird international gehandelt; bei Kokskohle ist es rund ein Drittel. Das folgende Bild zeigt die wichtigsten Export- und Importländer.
Der größte Produzent ist gleichzeitig der größte Importeur, nämlich China. Auch hier ist Indien bereits an zweiter Stelle. Die EU insgesamt hat nur einen Anteil am Welthandel von ca. 8%, wovon Deutschland fast die Hälfte ausmacht. Zum größten Exporteuer ist inzwischen Indonesien aufgestiegen, das damit Australien abgelöst hat. Beide Länder exportieren weit mehr, als sie verbrauchen. Indonesien ist der flexibelste Produzent und leistet einen großen Beitrag zum Ausgleich der Schwankungen im Weltmarkt. Russland exportiert auch 2023 große Mengen; mehr und mehr nach China, wohin es inzwischen eine Bahnverbindung gibt.
Während der weitaus größte Teil des Welthandels auf dem Seeweg stattfindet, sind die Lieferungen nach Deutschland bis zur Verhängung der Sanktionen 2022 gegen Russland über die Schiene erfolgt. Der Seetransport geschieht mit sogenannten Capesize-Schiffen, also Schiffen, die zu groß für den Suezkanal sind und um das Kap der Guten Hoffnung fahren müssen. Huthi-Rebellen stellen hier also kein Problem dar. Südafrika fällt im Welthandel zurück, obwohl durch die geographische Lage je nach Preisniveau der atlantische oder indisch-pazifische Raum bedient werden können, weil die Eisenbahn für den Transport zu den Häfen noch deutlich unzuverlässiger ist als die Deutsche Bahn.
Die Förderkosten sind bei den einzelnen Vorkommen sehr unterschiedlich, abhängig von der Geologie, also insbesondere der Flözdicke, der Fördertiefe und der Gesteinsart. Hinzu kommen die Tranportkosten zum nächsten Seehafen. Ähnlich wie bei Strom gibt es auch bei Kohle eine Meritorder entsprechend den jeweiligen Kosten einer Mine. Die Förderung in teureren Minen lohnt sich erst oberhalb gewisser Preisniveaus. Die Preise für den Seetransport liegen bei 10-15 $/t auf der Route Australien-ARA (Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen).
2022 sind die Förderkosten deutlich gestiegen, u.a. wegen höherer Preise für Diesel, Stahl, Sprengstoff, Reifen und Löhne. Diese Steigerungen lagen aber deutlich unterhalb der Preissteigerungen für Kohle. Das hat die Regierungen in vielen Ländern veranlasst, sich doch einen Teil der entstehenden Zusatzgewinne bei den Kohleproduzenten selbst zu sichern.
Nach dem Krisenjahr 2022, in dem weltweit Kohle wegen der hohen Gaspreise in erhöhtem Maße eingesetzt und zusätzlich Lagerbestände aufgebaut wurden, hat sich der Markt 2023 wieder beruhigt. Zwar ist der weltweite Verbrauch weiter gestiegen, die Produktion ist aber noch schneller gestiegen. Der Markt war gut versorgt und die Preise sind bis zum Jahresende wieder auf Vorkrisenniveau zurückgekommen.
Die Internationale Energieagentur geht davon aus, dass 2023 die höchste Kohleförderung stattgefunden hat und die Förderung insgesamt in den Folgejahren langsam sinken wird. In den Industrieländern gehen die Verbräuche wegen der Klimaschutzbemühungen seit Jahren deutlich zurück, künftig soll das auch in China so sein, während andere asiatische Länder steigende Verbräuche zu verzeichnen haben. Der Rückgang in China geht auf den Ausbau der regenerativen Energie und Kernenergie, Effizienzsteigerungen, verstärktem Gaseinsatz (aus Russland) und schwächeres Wirtschaftswachstum zurück.
Unabhängig von der Frage, ob das so kommt, schwankt der Kohleverbrauch in China in erheblichem Maße. Der Verbrauch ist den von Jahr zu Jahr schwankenden, klimatischen Bedingungen auf der Nachfrageseite (Heiz- und Klimatisierungsbedarf), der Industrieproduktion, aber auch der jährlich schwankenden, erneuerbaren Stromerzeugung geschuldet. Anders als bei uns werden diese Schwankungen nicht durch Gaskraftwerke, sondern durch Kohlekraftwerke ausgeglichen. Die erneuerbaren Energien in China erzeugen rund 2.500 TWh Strom, Tendenz steigend. Liefern sie in einem „schlechten Jahr“ 5% weniger, sind das 125 TWh. Dafür werden rund 43 Mio. t Kohle benötigt – das entspricht ungefähr der Hälfte der gesamten Importe der EU. Der Kohlepreis ist also künftig dem Wetter in China ausgeliefert.