In diesen grauen Tagen Anfang November gibt es am Strommarkt einen ersten Vorgeschmack auf die Spotpreisspitzen, die künftig eine Dunkelflaute mit sich bringt.
Wie obige Abbildung zeigt, sind von Montag bis Mittwoch dieser Woche die Preise in den frühen Abendstunden mehr und mehr eskaliert. In der Spitze sind es am Mittwoch dann von 17 bis 19 Uhr über 800 €/MWh. Um diese Zeit ist die PV-Stromerzeugung Null, die Windstromerzeugung ist sehr gering und der Stromverbrauch erreicht in den frühen Abendstunden sein Maximum. Das war schon immer so und ist auf Beleuchtungsbedarf sowie Verbrauchergewohnheiten zurückzuführen. Wärmepumpen und E-Autos ohne Strommarktkopplung (also die große Mehrzahl) erhöhen diese Verbrauchsspitze noch. Kohlekraftwerke sind z.T. nicht in der Lage, die Leistung so schnell zu erhöhen, die Importkapazitäten sind am Anschlag oder die Nachbarländer haben eine ähnliche Situation. Da helfen dann nur noch schnellstartende Gasturbinen mit niedrigem Wirkungsgrad und entsprechend hohen Gestehungskosten sowie CO2-Emissionen.
Die Knappheit im Markt hat zudem zur Folge, dass die Anbieter ihre Marktmacht ausspielen. Die Preise liegen dann weit über den Stromerzeugungskosten, der Aufschlag wird als Mark Up bezeichnet. Der Theorie nach werden mit diesen Mark Ups die Fixkosten eines Kraftwerks verdient. Typisch ist das Aufschwingen der Preisspitzen, wenn die Dunkelflaute länger anhält. Zwar mag sich die fundamentale Situation von Tag zu Tag noch etwas verschlechtert haben, aber entscheidend ist hier, dass die Anbieter mit jedem Tag mutiger (man könnte auch sagen frecher) werden mit ihren Angeboten.
Die Europäischen Nachbarländer verzeichnen dieser Tage ebenfalls deutliche Preisspitzen, allerdings liegen diese durchgehend unter den deutschen Preisen. Skandinavien ist hier regelmäßig ausgenommen, interessanterweise aktuell auch Frankreich, das in den vergangenen Jahren ebenfalls hohe, z.T. noch ausgeprägtere Preisspitzen gezeigt hat. In Frankreich liegt die Preisspitze zudem eine Stunde später.
Nun ist es noch gar nicht richtig kalt, wenig Wärmepumpen und E-Autos vorhanden und noch viele fossile Kraftwerke am Netz, die bald nicht mehr da sein werden oder sollen. Solche Preisspitzen werden noch viel häufiger und ausgeprägter kommen. Industrielle Stromverbraucher sollten sich auf dieses Phänomen bereits eingestellt haben.