Wärmepumpenabsatz meilenweit hinter Plan zurück

Nach den Planzahlen der Bundesregierung sollten 2024 500.000 Wärmepumpen installiert werden, nach aktuellen Zahlen werden es wohl nur 200.000, das Ziel wird um 60% verfehlt. Es geht hier aber gar nicht um die Frage, warum der Ausbau stockt und was von den Planzahlen allgemein zu halten ist. Es geht vielmehr um die Frage, ob der stockende Ausbau der Wärmepumpen eine gute oder eine schlechte Nachricht ist.

Für die Energiepreise ist es eine gute Nachricht, denn dadurch steigt der Stromverbrauch nicht so schnell. Für den Klimaschutz ist es kurzfristig auch eine gute Nachricht, denn solange insbesondere im Winter, wo der Verbrauchsschwerpunkt der Wärmepumpen liegt, massiv fossile Energieträger eingesetzt werden müssen, sparen die Wärmepumpen kein CO2 ein. Langfristig sieht das natürlich anders aus.

Wichtig ist ein anderes Phänomen, das an einem Beispiel erläutert werden soll. In den neunziger Jahren wurde der Austausch von alten, “stromfressenden Kühlschränken” gefördert. Dazu gab es sinngemäß folgende Rechnung:

Der alte Kühlschrank verbraucht 500 kWh/a, was in 15 Jahren 2.250 € Stromkosten verursacht. Der neue Kühlschrank verbraucht nur 300 kWh/a, was in 15 Jahren Stromkosten von 1.350 € verursacht. Aus der Ersparnis lässt sich also ein Kühlschrank bis zu einem Preis von 900 € finanzieren. Die Energieersparnis beträgt 3.000 kWh mit entsprechender CO2-Reduzierung.

Der Denkfehler hierbei ist, dass nur zwei Alternativen betrachtet werden. Tatsächlich könnte man den alten Kühlschrank auch erst in zwei oder in fünf Jahren austauschen. Dank technischem Fortschritt wären dann Kühlschränke verfügbar, die noch weniger als 300 kWh/a Strom verbrauchen. Damit ergäbe sich in den restlichen Jahren gegenüber einem sofortigen Austausch eine Energieersparnis, die möglicherweise höher ist als der Mehrverbrauch in den Jahren, in denen noch das alte Gerät läuft. Das hängt von der technischen Entwicklung ab. Anders ausgedrückt: Der frühe Vogel fängt zwar den Wurm, aber später ist dieser vielleicht noch dicker.

In allen für die Dekarbonisierung der Energienutzung relevanten Technologien hat es in den vergangenen Jahren deutliche technische Fortschritte und Kostenreduzierungen gegeben. Das wird auch für die Zukunft erwartet, je nach Technologie mehr oder weniger.

Bei PV-Anlagen hat es durch bessere Produktionstechnologie Steigerungen der Stromausbeute bezogen auf die Modulfläche und deutliche Kostenreduzierungen gegeben. Auf den meisten deutschen Dächern liegen so gesehen ineffiziente und teure Anlagen, für die der Steuerzahler immer noch bezahlt. Die 2023 durchschnittlich gezahlte EEG-Vergütung betrug über 20 ct/kWh.

Bei Windkraftanlagen sieht das Bild genauso aus. Die guten Standorte sind von alten Anlagen besetzt, während neue Anlagen die dreifache Strommenge erzeugen könnten. Das gilt an Land ebenso wie auf See.

Batterien für E-Autos sind noch nicht ausgereift. Rohstofffragen und Recycling sind ungeklärt, Energiedichten und Leistungsdichten unzureichend, Kosten zu hoch, Ladesäulen defizitär und strommarktgesteuertes Laden die Ausnahme, von bidirektionalem Laden ganz zu schweigen. Für stationäre Batterien wird teures und knappes Lithium verwendet, dabei könnte es bald Natrium-Ionen-Batterien geben, die billiger sind und ohne knappe Rohstoffe auskommen.

Balkonkraftwerke, kleine Batteriespeicher, Wallboxen und Wärmepumpen werden installiert, ohne dass es eine (gemeinsame) Steuerung gibt. Nicht einmal die notwendigen Zähler, zeitvariable Netzentgelte, Rechtsrahmen etc. existieren. In ein paar Jahren wird es das geben. Wenn der Ausbau der Wärmepumpen dann erst Fahrt aufnimmt, ist das besser. Effizienter und kostengünstiger sind die Wärmepumpen bis dahin auch. Vielleicht werden dann verstärkt Erdwärmepumpen anstelle der weit weniger effizienten Luft-Luft-Wärmepumpen eingesetzt.

Nun ist es keine gute Idee, abzuwarten, bis Technologien ausgereift sind, denn dann kommt man nie zum Bauen. Eine technologische Entwicklung verläuft aber nicht linear, sondern zu Anfang rasant bis zur Reife und dann gibt es nur noch wenig Fortschritte. Zudem kann es Technologiesprünge geben. Windkraft- und PV-Anlagen sind inzwischen recht ausgereift. Große Entwicklungsschritte sind bei Batterien und dem Transport von Wasserstoff über weite Strecken zu erwarten.

Häufig wird argumentiert, dass die Ankurbelung des Absatzes im Heimatmarkt Voraussetzung dafür ist, dass die heimische Industrie im Weltmarkt vorne mitspielt. Tatsächlich ist eher das Gegenteil der Fall, wie das Beispiel der Solarmodulhersteller zeigt. Die dicken Subventionen führen nur dazu, dass die Unternehmen Fett ansetzen und gerade nicht wettbewerbsfähig sind. Dafür gibt es genügend Beispiele.

Anlagen zu beschaffen, um sie lange vor Ende der technischen (und geplanten) Lebensdauer dann doch nicht zu benötigen oder durch modernere zu ersetzen, ist jedenfalls ein sehr kostspieliges Unterfangen. Wer kauft schon alle paar Jahre einen neuen Kühlschrank. Unausgereifte Batterieautos sorgen dafür, dass Teile ihrer Käuferschaft danach wieder auf Verbrennungsmotoren zurückgreifen. Plug-In-Hybride zu fördern, ohne dass deren Batterien jemals geladen werden, schadet dem Klima und dem Steuerzahler gleichermaßen.

Es lässt sich viel Geld sparen, ohne den Klimaschutz einzuschränken, wenn staatliche Förderungen statt wahlweise mit der Brechstange oder der Gießkanne mit Sinn, Verstand und handwerklichem Geschick eingesetzt werden. Die Frage des richtigen Zeitpunktes spielt dabei eine große Rolle. Ein zeitgemäßes Strommarktdesign, ein kostenverursachungsgerechtes Netzentgeltsystem, ein sinnvolles Energieabgabensystem sowie Schnittstellen für die Steuerung von kleinen Batterien etc. hätten am Anfang stehen müssen. Vielleicht ist die Zeit für Wärmepumpen und E-Autos erst in ein paar Jahren richtig reif. Dann ist es leicht, den scheinbaren Rückstand in einen Vorsprung zu verwandeln.

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