Wirtschaftswunder Energiewende

Die Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität und die Energiewende sollten dem Wirtschaftsstandort Deutschland neuen Schwung bringen – so wurde es versprochen. Die Realität ist eine andere. Es vergeht kein Tag ohne Klagen aus der Wirtschaft und die Zahlen sprechen für sich: Rezession, steigende Arbeitslosenzahlen, drohende Entlassungen in der Industrie.

Nun steht nicht alles im Zusammenhang mit hohen Energiepreisen, viele Jahre verschleppter Reformen, unterlassener Investitionen, vor allem in die Infrastruktur und Bildung, Pandemie, Krieg etc. haben dazu beigetragen. In der Auto- und Autozulieferindustrie war der Niedergang prognostiziert worden, weil Batterieautos weniger Wertschöpfung und Arbeitskräfte erfordern als solche mit Verbrennungsmotoren, insbesondere, wenn die Batterien aus Asien stammen.

Welche Branchen, Unternehmen und Regionen profitieren auf der anderen Seite von der Transformation?

Windkraftindustrie

Im Offshore-Bereich sind in Deutschland nur Vestas (Dänemark) und Siemens Gamesa aktiv. Im Onshore-Bereich gesellen sich noch Nordex, Enercon und GE Renewables dazu. Vestas ist z.Zt. in allen Bereichen Marktführer. Keines der Unternehmen steht wirtschaftlich gut da. Die Entwicklung der Aktienkurse in den letzten Jahren spricht für sich.

Sorgen bereitet der Branche nben steigenden Kosten und unberechenbarer Politik drohende Konkurrenz aus China. Dort wird ein Vielfaches der hiesigen Anlagen gebaut. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis diese Unternehmen mit staatlicher Unterstützung den europäischen Markt fluten werden und die Windkraftanlagenhersteller in Deutschland das gleiche Schicksal wie die Hersteller der Solarmodule ereilen wird. Da hilft es auch nicht, wenn viele Teile der in Deutschland produzierten Anlagen bereits aus China stammen, denn diese werden mit der Einführung des EU-CO2-Zolls (CBAM=Carbon Border Adjustement Mechanism) ebenfalls teurer. Zwar würde der CBAM auch die Windkraftanlagen aus China verteuern, aber da gibt es Möglichkeiten „nachzuweisen“, dass diese nur mit „sauberer“ Energie hergestellt wurden.

Solarindustrie

Europäische Hersteller von Solarmodulen haben einen Weltmarktanteil von ca. 5%. China hat einen Weltmarktanteil von 70%. Der aktuelle PV-Boom schafft in der Produktion keine Arbeitsplätze, im Gegenteil, die letzten Produktionsstätten schließen.

Neben den Solarmodulen stellen die Wechselrichter einen erheblichen Teil der Wertschöpfung dar. Auch hier dominieren chinesische Firmen inzwischen den Weltmarkt, Huawei hat rund 30% Marktanteil. Einziger deutscher Anbieter von Relevanz (3% Weltmarktanteil) ist die SMA Solar aus Kassel, die trotz des Solarbooms mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpft.

Es bleibt die Wertschöpfung bei der Installation der PV-Anlagen. Bei Balkonkraftwerken entfällt diese aber.

Batterien

Bislang kamen Batterien zu 100% aus Asien. Unter den Herstellern sind chinesische, südkoreanische und japanische Firmen, produziert wird immer in China. Versuche, Batterieproduktionen in der EU aufzubauen, stoßen auf massive Schwierigkeiten. Es ist ein Mythos, dass sich die Produktion von Gütern jederzeit und kurzfristig in jedes Land verschieben lässt. Hohe Energiekosten erledigen den Rest.

Die Rohstoffe für die Batterien, namentlich Lithium, aber auch Nickel und Kobalt, werden bislang auch nicht in der EU gewonnen, es werden erste Versuche unternommen. Wieviel von den (energieintensiven) Wertschöpfungsketten dann in Deutschland angesiedelt wird, ist offen.

E-Autos

Die „Transformation“ von „Verbrennern“ zu E-Autos kennt klare Gewinner und Verlierer: Gewinner sind Tesla und chinesische Anbieter, während die deutsche und europäische Autoindustrie verlieren. Der Rückgang an Wirtschaftsleistung und Arbeitsplätzen in diesem Bereich muss von den anderen Branchen erst einmal kompensiert werden.

Wärmepumpen

Wärmepumpen ersetzen nach Vorstellungen des dafür zuständigen Ministers künftig Kesselanlagen. Da die Wärmepumpen aufwändiger in der Herstellung sind, könnte sich hier ein Zuwachs an Wertschöpfung ergeben – wenn die Anlagen nicht künftig auch aus Asien kommen. Der Verkauf der Wärmepumpensparte von Viessmann verheißt da nichts Gutes.

Stromnetze

Auf den Ausbau der Stromnetze entfällt ein großer Teil der Kosten für die „Energiewende“. Die Investitionen in diesem Bereich dürften größtenteils Wirtschaftsleistung und Arbeitsplätze in Deutschland und Europa schaffen. Allerdings lässt sich das nicht exportieren. Wenn die Infrastruktur dann erst einmal steht, gibt es keine Anschlussaufträge, weil die Netze für Jahrzehnte gebaut sind.

Wasserstoff

Bislang ist hier nicht viel passiert, was maßgeblich an der restriktiven Wasserstoffpolitik liegt. Hauptkomponenten bei der Wasserstoffnutzung sind die Elektrolyseanlagen und die Brennstoffzellen zur Rückverstromung. Da letztere in Deutschland nur am Rande (schon gar nicht in PKW oder zu Heizzwecken) erwünscht sind, wird sich hier kein Markt entwickeln. Bei den Elektrolyseanlagen gibt es noch Hoffnung, kürzlich ist in Hamburg (in Abwesenheit des Wärmepumpenministers) eine automatisierte Fertigung der benötigten Stacks in Betrieb genommen worden.

Der Wasserstoff selbst soll ohnehin größtenteils im Ausland erzeugt werden, weil regenerative Energie dort kostengünstiger ist. Die Industrieanlagen zur Herstellung der transportfähigen Derivate (z.B. Ammoniak) könnten aus Deutschland stammen.

Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft

Die ganze Transformation der Wirtschaft und die Energiewende bedeuten allen Subventionen zum Trotz höhere Kosten für die Industrie und für Energie als im System mit fossilen Energieträgern. Energieformen, Branchen und Unternehmen sind davon ganz unterschiedlich betroffen.

Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen haben in jedem Fall Wettbewerbsnachteile gegenüber Unternehmen aus Ländern, die keine oder viel weniger Klimaschutzbemühungen unternehmen; davon gibt es viele. Selbst im Vergleich zu Ländern mit ähnlicher Treibhausgasintensität haben Produktionsstandorte in Deutschland Wettbewerbsnachteile. Zum Teil sind diese unvermeidlich, weil regenerative Energie in vielen Ländern naturgegeben kostengünstiger zur Verfügung steht, zum Teil sind sie aber auch durch den politisch unnötig überteuerten Weg Deutschlands zur Klimaneutralität verursacht.

Fazit

Es nutzt nichts, wenn der Baum schön grün ist, man aber den Ast, auf dem man gesessen hat, abgesägt hat. Das versprochene Wirtschaftswunder dürfte sich so, wie die Politik derzeit agiert, eher als blaues Wunder (in doppeltem Sinn) herausstellen, ähnlich wie die blühenden Landschaften von Helmut Kohl.

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