Strommarktanalyse September 2024

Im September waren die Strompreise am Spotmarkt leicht und am Terminmarkt für alle Lieferfristen rückläufig.

Spotmarkt

Im September haben Wind- und Solarstrom die Plätze getauscht. Die Windstromerzeugung war dominierend. Die Solarstromerzeugung ging jahreszeitbedingt zurück, lag jedoch dank hoher Globalstrahlung (“viel Sonnenscheinstunden”) und weiterem PV-Zubau noch auf hohem Niveau. Insgesamt war die regenerative Stromerzeugung noch höher als im August. Die Kohleverstromung hat leicht zugenommen und die Gasverstromung leicht abgenommen. Die Stromimporte sind leicht zurückgegangen, der Stromverbrauch gegenüber dem Vorjahresmonat ebenfalls. Die Stromnachfrage der Industrie sinkt offensichtlich weiter. Die Temperaturen waren überdurchschnittlich hoch.

Strommarktanalyse September 2024

Beim zeitlichen Verlauf der Spotpreise fällt Dienstag, der 03.09., auf. Hier gab es zwischen 19 und 22 Uhr eine ausgeprägte Preisspitze, die fundamental nicht zu erklären ist. Zwischen 19 Und 20 Uhr kostete der Strom sogar 656,37 €/MWh. Ursache war ein kurzfristiger Ausfall von Netzübertragungskapazitäten in westliche Nachbarländer, was viele Marktteilnehmer offenkundig unvorbereitet traf.

Im übrigen zeigt der Verlauf das gewohnte Bild mit einer Reihe negativer Preise um die Mittagszeit und einigen Preisspitzen. Die tiefsten Preise sind noch in der Mittagszeit und noch nicht in den Nachtstunden. Die Grenzkosten für Gas- und Kohleverstromung liegen inzwischen deutlich auseinander. Zwar sind die Gaspreise um gut 1 €/MWh gegenüber August gesunken, aber die CO2-Preise um rund 5 €/EUA, wovon die Kohle mehr profitiert. Das erklärt die gestiegene Kohleverstromung und die reduzierten Stromimporte.

Der mittlere Spotpreis lag im September mit 78,31 €/MWh knapp 4 €/MWh unter dem Wert vom August. Die Gasspeicherstände sind weiterhin auf sehr hohem Niveau. Die 100%-Marke wird vermutlich nicht erreicht, daran können Marktteilnehmer kein Interesse haben. Ab Oktober könnten die Speicherstände wegen der beginnenden Heizsaison sogar etwas sinken.

Strommarktanalyse September 2024

Die Spreizung der Spotpreise ist wieder etwas zurückgegangen, weil die PV-Stromerzeugung nicht mehr so hohe Leistungsspitzen hervorruft. Der Profilfaktor der Solarstromerzeugung ist zwar leicht gestiegen, liegt aber immer noch unter 0,6. Die Windkraft präsentierte sich diesebezüglich an Land mit Werten über 0,8 und auf See sogar über 0,9.

Strommarktanalyse September 2024

Terminmarkt

Die Terminpreise am Strommarkt für Base 2025 sind um rund 10 €/MWh im Monatsverlauf gesunken und liegen jetzt bei 87,2 €/MWh. Zur Monatsmitte lag das Preisniveau mit weniger als 83 €/MWh sogar noch tiefer. Solche Preise hatte es seit Mitte April nicht mehr gegeben. Zwar sind Gas- und CO2-Preise etwas gesunken, aber in erster Linie sind die Risikoprämien auf dem Stromterminpreis abgeschmolzen. Immerhin wird immer noch ein Aufschlag von 12 €/MWh im Vergleich zur Realisierung (Spot) 2024 gezahlt. Dabei dürfte das Angebot nächstes Jahr schneller steigen als die Nachfrage. Auf der anderen Seite kann nicht ohne weiteres davon ausgegangen werden, dass es 2025 wieder so viel Wind gibt wie 2024. Auch der Gaspreis für 2025 hat gegenüber der (bisherigen) Realisierung 2024 einen Risikoaufschlag von rund 20% bzw. 6 €/MWh.

Für 2026 hat es ebenfalls einen Rückgang der Terminpreis gegeben, allerdings nur um ca. 5 €/MWh. Für 2027 ist nur noch ein geringer Preisrückgang zu verzeichnen.

Strommarktanalyse September 2024

Am CO2-Markt scheinen die Marktteilnehmer realisiert zu haben, dass die CO2-Minderungsziele im EU-ETS mit dem Schrumpfen der Industrie und dem subventionierten Zubau an regenerativen Stromerzeugungsanlagen leicht zu erreichen sind. Hohe CO2-Preise, die darüber hinaus einen Anreiz setzen, z.B. Gas anstelle von Kohle zu verstromen, sind dafür nicht erforderlich. Für 2025 liegt der CO2-Preis mit gut 65 €/EUA aber noch deutlich über dem Tiefststand von unter 60 €/MWh im Februar/März.

Und wieder ist der Emissionshandel gescheitert. Er verteuert zwar den Strom massiv – in welchem Ausmaß lässt sich unmittelbar anhand der unten stehenden Grafik abschätzen- bewirkt aber keine CO2-Reduzierung. Mehr Strom aus Kohle als aus Gas ist schlecht für das Klima, schont aber die Gasvorräte und dämpft an der Stelle Gas- und Strompreise etwas.

Strommarktanalyse September 2024
  • Know-how
  • News