Nach Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen ist der Bruttostromverbrauch in Deutschland 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 21,3 TWh bzw. 3,9% auf 523,4 TWh gesunken. Das ist Ausdruck der Krise der Industrieproduktion in Deutschland.
Die Bruttostromerzeugung ist um 63,2 TWh bzw. 11% auf 508,8 TWh gesunken. Es gilt: Bruttostromerzeugung zzgl. Importe abzgl. Exporte ergibt den Bruttostromverbrauch. Es hat also eine deutliche Veränderung im Stromimportsaldo gegeben, nämlich von einem Nettoexport von 27,3 TWh auf einen Nettoimport von 14,6 TWh. Die Ursachen hierfür sind die abgeschalteten Kernkraftwerke in Deutschland, die bessere Verfügbarkeit der französischen Kernkraftwerke und die im Vergleich zur Stromerzeugung aus Kohle zeitweise kostengünstigere Stromerzeugung aus Gaskraftwerken in europäischen Nachbarländern.
Energieträger
Die Aufteilung nach Energieträgern zeigt das folgende Bild. Regenerative Energieträger hatten 2023 einen Anteil an der Bruttostromerzeugung von über 50%. Rund die Hälfte davon hat die Windkraft geliefert. Die Stromerzeugung aus Windkraft hat deutlich zugenommen, was aber größtenteils an höherem Windaufkommen und nur zum geringeren Teil an mehr Windkraftleistung liegt. Bei der Photovoltaik ist es umgekehrt; hier hat auch eine deutliche größere Kapazität wegen geringerer Globalstrahlung nur zu wenig mehr Stromerzeugung geführt. Das im EEG verankerte Ziel von 287 TWh EE-Strom ist um fast 20 TWh verfehlt worden. Der Einsatz von Kohle ist massiv zurückgegangen. Bei Kernenergie handelt es sich nur noch um Restmengen im ersten Quartal. Der hohe Anteil von Erdgas ist auf die zahlreichen Industriekraftwerke, inklusive BHKW zurückzuführen.
Bruttostromerzeugung schließt den Eigenverbrauch von Kraftwerken und Netzverluste (zusammen 23 TWh) sowie Eigenstromerzeugung ein, lässt aber die Stromerzeugung von Pumpspeicherkraftwerken außen vor. Entsprechend ist auch der Verbrauch von Pumpspeicherkraftwerken beim Verbrauch nicht berücksichtigt. Stromerzeugung und -verbrauch werden mitunter anders definiert, so dass sich andere Zahlen ergeben können (z.B. nur ins öffentliche Netz eingespeiste Mengen).
Ein Kernkraftwerk (1.400 MW) erzeugt 11 TWh Strom im Jahr, das ist mehr als die ganze Stadt Hamburg verbraucht. Um die gleiche Strommenge zu erzeugen, werden in Deutschland mindestens 12.000 MW PV-Leistung benötigt, allerdings steht der Strom damit nicht zur gewünschten Zeit zur Verfügung. Alternativ werden mindestens 5.000 MW moderne Windkraftanlangen an Land benötigt; 2023 sind nicht einmal 3.000 MW errichtet worden. Man hüte sich davor, installierte Leistungen unterschiedlicher Energieträger zu addieren, das besagt nichts, sondern ist der berühmte Vergleich von Äpfeln und Birnen.