Die Bundesnetzagentur veröffentlicht jährlich, basierend auf den Eintragungen im Marktstammdatenregister, die in Deutschland installierte Kraftwerksleistung getrennt nach Energieträgern sowie bereits bekannte Zubauten und Stilllegungen der kommenden Jahre. Diese Informationen sind sehr wichtig für die Einschätzung des künftigen Stromangebots. Allerdings sind die reinen Zahlen nicht ohne weiteres allgemein verständlich.
Anfang 2023 waren noch drei große Kernkraftwerke mit gut 4.000 MW Leistung in Betrieb. Aufgrund von Sondermaßnahmen im Zusammenhang mit der Gaskrise standen Ende 2023 18.442 MW Braunkohlekraftwerke und 17.523 MW Steinkohlekraftwerke dem Markt zur Verfügung. Hinzu kamen 30.770 MW Erdgas befeuerte Kraftwerke (einschließlich knapp 2.000 MW offener Gasturbinen) und 9.749 MW Ölkraftwerke uns solche mit sonstigen, nicht regenerativen Energieträgern. Hierin sind auch industrielle Kraftwerke zur vorwiegenden Eigenversorgung sowie dezentrale, kleine Anlagen unter 10 MW, wie z.B. BHKW enthalten.
Nicht enthalten sind Kraftwerke, die zwar betriebsbereit sind, aber dem Markt nicht zur Verfügung stehen, sondern den Übertragungsnetzbetreibern als Netz- oder Kapazitätsreserve vorbehalten sind. Es handelt sich insgesamt um 8.043 MW.
Mit dem Ende der Sondermaßnahmen und aufgrund des Kohleverstromungsbeendigungsgesetzes werden bis Ende 2024 9.472 MW an Leistung, größtenteils Kohlekraftwerke, vom Markt genommen. 2025 folgen sicher weitere 2.487 MW und 2026 nochmals 1.104 MW. Das sind aber nur die Kraftwerke, die bereits heute feststehen. Der Kohleausstieg sieht bis 2030 nur noch eine Leistung von 9.000 MW Braunkohle und 8.000 MW Steinkohle vor. Da müssen also noch 5.902 MW Braunkohlekraftwerke abgeschaltet werden, was aber erst in den Jahren 2028 bis 2030 vorgesehen ist. Zugebaut werden sollen bis 2026 gut 1.000 MW Gaskraftwerke. Weitere Gaskraftwerke, die auch Wasserstoff verbrennen können, sind zwar politisch angedacht, aber nicht in Sicht.
Wasserkraftwerke (5.518 MW), Biomassekraftwerke (10.492 MW) und Energiespeicher (Pumpspeicherkraftwerke 9.429 MW, Batteriespeicher ca. 1.600 MW), die aber nur ein paar Stunden Strom liefern können, kommen noch hinzu.
Die Leistungen bei der Windenergie sollen nach EEG bis 2023 sowohl an Land als auch auf See deutlich ansteigen, jedoch ist einerseits zweifelhaft, ob die Planziele erreicht werden und andererseits unklar, wann genau die Leistungen zur Verfügung stehen werden. Bei Solarstrom sieht es eben so aus. In Zeiten hohen Leistungsbedarfs (an kalten, dunklen Wintertagen in den Morgen- und Abendstunden) steht keinerlei Leistung aus Solaranlagen zur Verfügung. An vielen Tagen ist auch gar keine oder nur sehr wenig Leistung aus Windkraft verfügbar.
Anfang 2026 werden somit ca. 15.000 MW gesicherte Kraftwerksleistung weniger am Netz sein als Anfang 2023, das sind fast 20%. Solange die Verbrauchslast niedrig ist, Wind weht oder die Sonne Strom liefert (im Sommerhalbjahr tagsüber), ist das unbedenklich. In anderen Zeiten bedeutet die Reduzierung der gesicherten Leistung hingegen eine deutliche Verschiebung in der Merit-Order bis hin zu Stromknappheit und hohen Preisspitzen im Spotmarkt – solange auf der Verbrauchsseite keine entsprechende Reduzierung stattfindet.