Stark schwankende Strompreise werfen die Frage auf, wann denn der beste Einkaufszeitpunkt für Strom ist.
Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass es für die Strompreise (ohne Netzentgelte, Umlagen etc.) eine doppelte zeitliche Abhängigkeit gibt:
- Der Strompreis (Spotpreis) hängt vom Zeitpunkt des Verbrauchs bzw. der Erzeugung ab. Je nach Lieferprofil ergeben sich somit unterschiedliche Durchschnittspreise. Die Relation vom Durchschnittspreis zum Base-Preis (also dem arithmetischen Mittelwert der Spotpreise im Lieferzeitraum) wird als Profilfaktor oder Marktwertfaktor bezeichnet.
- Der Preis für ein Terminprodukt (definiertes Lieferprofil) hängt vom Zeitpunkt des Kaufs bzw. Verkaufs ab und unterliegt erheblichen Schwankungen.
Da in der klassischen Festpreisbeschaffung für große Stromverbraucher eine Kopplung an diese Terminpreise vorliegt, stellt sich die Frage, wie denn ein guter Einkaufszeitpunkt zu identifizieren ist. Das gilt auch für die Beschaffung einzelner Teilmengen im Rahmen einer strukturierten Beschaffung, die bei größeren Mengen der Festpreisbeschaffung vorzuziehen ist.
Grundsätzlich ist die Frage nach dem oder den richtigen Einkaufszeitpunkten sehr vielschichtig. Von einer gründlichen Fundamentalanalyse über eine esoterische Chartanalyse bis zum „Bauchgefühl“ gibt es viele Strategien.
Wer sich schon sehr lange mit den Terminpreisentwicklungen beschäftigt, hat häufig „das Gefühl“, dass die Preise zum Beginn des Frühjahrs tendenziell am niedrigsten sind. Das haben wir mal einem Faktencheck unterzogen.
Dazu wurden die Preise für das Frontjahr Base (Lieferzeiträume 2016 bis 2025) herangezogen. Tatsächlich zeigen die Preiskurven häufig im März relativ niedrige Werte, es gibt jedoch auch Ausnahmen hiervon. Da die Preisniveaus der einzelnen Lieferjahre sehr unterschiedlich sind, haben wir die Preise jeweils auf den arithmetischen Durchschnitt der Notierungen im Jahr bezogen.

Das Ergebnis mag erstaunen. Der Mittelwert der relativen Notierungen zeigt klar einen saisonalen Verlauf. Die niedrigsten Preise sind im März zu finden. Danach steigen sie fast kontinuierlich bis zum Jahresende an.

Auffällig sind zwei Spitzen Ende September und am Jahresende. Verantwortlich sind die Ausreißer für 2023 (Ende September) bzw. 2022 (Jahresende). Da diese beiden Jahre auch prozentual starke Schwankungen und einen starken Anstieg zu verzeichnen haben, wurden sie in einer weiteren Betrachtung aus der Mittelwertbildung herausgenommen. Die beiden Spitzen verschwinden dann, aber der qualitative Verlauf bleibt gleich.
Mit anderen Worten: in den allermeisten Jahren haben diejenigen, die erst in der zweiten Jahreshälfte oder gar im letzten Quartal ihre Beschaffungspreise fixiert haben, im Schnitt 20% mehr bezahlt als diejenigen, die schon im März zugeschlagen haben.