Klimaschutz kann nur funktionieren, wenn alle wesentlichen Länder gleichermaßen mitmachen. Klimaschutz kostet viel Geld, deshalb können unterschiedliche Klimaschutzanstrengungen nicht nur zu Wettbewerbsverzerrungen, sondern auch zu einer Abwanderung von Emissionen von einem Land in ein anderes führen, was als Carbon Leakage bezeichnet wird.
Die EU-Kommission veröffentlicht unter dem Projektnamen EDGAR (Emission Database for Global Atmospheric Research) regelmäßig detaillierte Zahlen über die THG-Emissionen aller Länder der Welt. Derzeit sind nur die Zahlen bis 2023 verfügbar.
China verbucht gut 30% der weltweiten THG-Emissionen, gefolgt von den USA mit rund 12%. Deutschland hat einen Anteil von 1,3% und die EU von 6% an den Emissionen.
Aussagekräftiger ist jedoch die Betrachtung der Emissionen pro Einwohner. Werden die Emissionen der G20-Staaten, die für knapp Dreiviertel der gesamten Emissionen stehen, betrachtet, ergibt sich folgendes Bild:

Deutschland liegt bezogen auf die Anzahl der Länder im Mittelfeld, bezogen auf den gewichteten Durchschnitt der G20-Staaten rund 27% darunter. Hoch entwickelte Industrieländer haben erwartungsgemäß höhere Pro-Kopf-Emissionen als solche, bei denen der Wohlstand weniger verbreitet ist. Werden die Emissionen auf das Bruttoinlandsprodukt bezogen ergibt sich das nächste Bild:

Andere europäische Länder sind noch etwas sauberer als Deutschland, aber der gesamte Rest hat eine z.T. deutlich „dreckigere“ Wirtschaft. Im gewichteten Mittel liegen die Emissionen rund dreimal so hoch wie in Deutschland.
Ein Blick auf die Entwicklung der Emissionen in den letzten drei Jahrzehnten zeigt, dass die absoluten Emissionen in der Welt um mehr als 60% angestiegen sind, während sie in der EU um rund ein Drittel zurückgegangen sind, in Deutschland sogar um ca. 45%. Auch hier sind die Pro-Kopf-Emissionen interessanter, denn in vielen Ländern ist eben die Bevölkerung in dem Zeitraum rasant gewachsen.
Nachfolgendes Bild zeigt, dass die weltweiten Pro-Kopf-Emissionen in den vergangenen drei Jahrzehnten nur wenig angestiegen sind. Deutschland ist zwar nicht mehr Exportweltmeister, aber Emissionsreduktionsweltmeister mit fast 50% Reduzierung, während die USA nur rund 30% aufzuweisen haben. In China haben sich auch die Pro-Kopf-Emissionen mehr als verdreifacht. Die Emissionen bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt sind seit 1990 um rund 40% gesunken.

Die G20-Staaten unterscheiden sich in ihren Klimaschutzzielen. Die folgende Darstellung zeigt, wann die Länder nach aktuellen politischen Plänen klimaneutral sein wollen. Die Höhe der Säule zeigt die heutigen Emissionen der Länder. Nur Deutschland hat als Ziel 2045. Ähnlich früh oder noch früher wollen nur Finnland (2035), Österreich und Island (2040), Norwegen, Schweden und Dänemark (2045) klimaneutral werden. Vier Länder, die heute für 40% der Emissionen stehen, wollen erst 2060 klimaneutral sein, weitere gut 20% erst 2070 oder in unbestimmter Zeit, denn die USA und Mexiko haben derzeit keine Ziele.

Schlussfolgerungen
- Die Emissionen sind weltweit wegen des Bevölkerungswachstums angestiegen, nicht wegen des Pro-Kopf-Wirtschaftswachstums. Die Behauptung, „Kapitalismus“ und „Wachstum“ (gemeint ist Wirtschaftswachstum) seien für den Klimawandel verantwortlich ist falsch.
- Die Behauptung, Deutschland müsse besonders viel für den Klimaschutz tun und besonders früh klimaneutral sein, weil es besonders hohe Emissionen aufweist, ist falsch.
- Es mutet befremdlich an, dass hierzulande ein „Brennen der Erde“ heraufbeschworen wird, wenn vermeintlich marginal höhere Emissionen auf nationaler Ebene in Kauf genommen werden, während es offenkundig keinerlei Kopfzerbrechen bereitet, was andere Länder machen bzw. nicht machen.
- Die Zurechnung von Emissionen zu Ländern ignoriert vollständig die Tatsache, dass Emissionen zu großen Teilen durch den Export von Industriegütern entstehen. Wird der Export reduziert, weil andere Länder die Güter (z.B. Stahl) produzieren, sinken zwar die nationalen, nicht jedoch die weltweiten Emissionen.
- Es ist äußerst fragwürdig, dass der Anstieg der Emissionen in China und anderen Ländern ausschließlich auf die dortigen Wohlstandssteigerungen und das Absinken der Emissionen in der EU ausschließlich auf emissionsärmere Produktion zurückzuführen ist. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass große Teile „dreckiger“ Produktion einfach verlagert worden sind. Sieht national gut aus, hilft dem Klima aber gar nicht oder schadet ihm sogar zusätzlich.
- Während China, die USA und andere Länder in Technologieführerschaft und Militär investiert haben, hat die EU in „Klimaschutz“ bzw. das, was sie dafür hält, investiert. Die Konsequenzen sind bekannt.
- Statt über Balkonkraftwerke, Batterien und EnergySharing zu diskutieren, sollten sich selbst ernannte Klimapolitiker erst einmal mit folgenden Fragen beschäftigen:
a) Wie sind andere Länder zu mehr Klimaschutz zu bewegen?
b) Wie kann Carbon Leakage tatsächlich verhindert werden (also wieder faire Wettbewerbsbedingungen für die europäische/deutsche Wirtschaft geschaffen werden)?
c) Wie kann das Bevölkerungswachstum aufgehalten werden?