Strommarktanalyse November 2024

Aufgrund von zwei Wochen Dunkelflaute sind die Preise am Spotmarkt im November sprunghaft um rund 30 €/MWh auf 113,91 €/MWh angestiegen. Das hat auch einen erheblichen Preisanstieg am Terminmarkt zur Folge gehabt.

Spotmarkt

In der ersten Novemberhälfte gab es sehr wenig Wind und selbst für die Jahreszeit wenig Sonne, selbst die Wasserkraft schwächelte und die Temperaturen waren etwas unterkühlt, insgesamt waren das die Zutaten für die gefürchtetet Dunkelflaute. Es gehört zu den Kennzeichen einer Dunkelflaute, dass sie längere Zeit (zwei bis drei Wochen) anhält. Batteriespeicher helfen somit kaum, sie können bestenfalls die geringen täglichen Lastschwankungen ausgleichen. Die erste Monathälfte kostete im Durchschnitt am Spotmarkt über 130 €/MWh.

In der zweiten Monatshälfte hat sich das Wetter “normalisiert”, aber auf Monatssicht bleibt eine geringe Windstromerzeugung, die rund 25% unter der hohen Stromerzeugung vom November 2023 lag. Trotz geringerem Verbrauch, konnte nur eine höhere fossile Stromerzeugung die Bedarfsdeckung sicherstellen, denn die Nettostromimporte waren ebenfalls gering. Holländer und Dänen haben eben auch keinen Wind, wenn bei uns Dunkelflaute herrscht, und die Franzosen brauchen ihren Strom im Winter selbst zum Heizen. Da nicht mehr so viele Kohlekraftwerke wie vor einem Jahr am Netz sind, wurde deutlich mehr Erdgas zur Stromerzeugung eingesetzt.

Stromerzeugung und -verbrauch November 2024 Strommarktanalyse November 2024

Aufgrund der knappen Kraftwerkskapazitäten kam es mehrfach zu ausgeprägten Preisspitzen, am 06. November bis über 800 €/MWh. In den entsprechenden Zeiten war Deutschland auf Stromimporte in großem Umfang angewiesen und hatte die höchsten Preise unter den Nachbarländern.

Die Gaspreise sind im Monatsverlauf um rund 15% angestiegen, im Monatsmittel gab es einen Anstieg von rund 10% im Vergleich zum Vormonat auf ca. 40,6 €/MWh. Auch die CO2-Preise haben um knapp 5 €/EUA auf über 68 €/EUA im Monatsverlauf zugelegt. Dementsprechend hat sich die Stromerzeugung aus Gaskraftwerken deutlich verteuert. Deswegen lagen die Spotpreis auch im Mittel der zweiten Monatshälfte mit gut 95 €/MWh noch weit über dem Monatsmittelwert des Oktobers.

Der Gaspreisanstieg ist zum einen auf den hohen Verbrauch vor allem in der ersten Monathälfte und entsprechende Rückgänge bei den Speicherständen, zum anderen auf allgemeine Angst vor politischen Eskalationen an der einen oder anderen Stelle zurückzuführen. Hier ist insbesondere ein weiterer Rückgang russischer Gaslieferungen durch die Ukraine zu nennen. Das ist aber schon vor einem halben Jahr eingepreist worden.

Kohle ist mehr denn je preislich der vorzugswürdige Brennstoff. Negative Spotpreise gab es nur noch an einem Wochenende nachts.

Strommarktanalyse November 2024

Die Spreizung der Spotpreise hat im Vergleich zum Vormonat wieder zugenommen. Allerdings liegen die größten Preisunterschiede jetzt nicht mehr zwischen dem Mittagstal und der Morgen- oder Abendspitze, sondern zwischen der zweiten Nachthälfte und der Morgen- oder Abendspitze. Energiespeicher sorgen im Winter derzeit nicht für die Speicherung von regenerativem Strom, sondern für die klassische Speicherung für Spitzenlastzeiten.

Dementsprechend sind die höchsten Preisspreizungen an den Tagen, an denen es Preisspitzen gibt, während im Sommer die Preistäler die Preisspreizung bestimmen. Der Profilfaktor der Solarstromerzeugung ist jahreszeitbedingt auf 0,89 gestiegen, während der für Onshore-Windkraft sogar knapp unter 0,8 gesunken ist. Das liegt weniger an Windspitzen als vielmehr an der langen Dunkelflaute mit weit überdurchschnittlichen Preisen.

Terminmarkt

Ein so unerwarteter (der November war mit 96,1 €/MWh aus dem Terminhandel gegangen) wie signifikanter Anstieg bei den Spotpreisen geht am Terminmarkt nicht spurlos vorbei. Dafür sorgen die Gaspreise, die entlange der Kurve gestiegen sind, für die Lieferung 2025 um mehr als 10% auf über 45 €/MWh. Alle Jahre wieder, so auch dieses, berichten mit hellseherischen Fähigkeiten ausgestattete Menschen von einem kommenden, besonders kalten Winter. Das funktioniert immer wieder.

Der Anstieg der CO2-Preise, für 2025 auf über 70 €/EUA, trägt zum Strompreisanstieg bei. So ist Base 2025 in der Spitze über 100 €/MWh gestiegen, liegt aktuell aber wieder knapp unter 100 €/MWh, also rund 10 €/MWh höher als vor einem Monat. Dieses Niveau hatten war aber schon mehrfach in diesem Jahr zu sehen. Auch Base 2026 ist um rund 6 €/MWh angestiegen und damit gleichfalls noch im Rahmen der bisherigen Höchststände.

Die Tatsache, dass die Reform des Energiewirtschaftsgesetzes und damit neue Gaskraftwerke sowie Maßnahmen gegen negative Spotpreise erst verspätet kommen, hat im Markt keine sichtbaren Spuren hinterlassen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass der Markt politische Entwicklungen ignoriert.

Strommarktanalyse November 2024

Dass die jüngsten Preisanstiege nachhaltig sind, darf bezweifelt werden. Obwohl die Versorgungslage auf dem LNG-Weltmarkt -um teporäre Schwankungen bereinigt – immer besser wird, sind die Gaspreise für das Folgejahr sogar etwas höher als letztes Jahr um diese Zeit. Die Internationale Energieagentur geht von einem LNG-Übergangebot bis zum Ende des Jahrzehnts aus. Da sind die Mengen, die Donald Trump zusätzlich fördern will, noch gar nicht enthalten.

Steigende CO2-Preise stehen im Widerspruch zur fortschreitenden Deindustrialisierung Deutschlands und der EU sowie den Entwicklungen von Stromverbrauch und Stromerzeugung bis 2030.

Bei den Risikoprämien für die Terminprodukte hat sich der teure November bemerkenswerter Weise nicht sichtbar niedergeschlagen. Der Anstieg der Terminpreise für Strom geht ausschließlich auf die gestiegenen Stromgestehungskosten zurück. Dazu mag beigetragen haben, dass sich die Kohlepreise in Euro recht stabil zeigen.

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