Mit Hilfe von Profilfaktoren lassen sich Strompreise für Unternehmen überschlägig schnell und einfach kalkulieren. Das ist immer dann nützlich, wenn Unternehmen für ihre Planungsprozesse oder für langfristige Entscheidungen Daten über künftige Strompreise und Stromkosten benötigen.
Wir haben hier ein Tool zur Verfügung gestellt, mit dem ohne besondere Kenntnisse jederzeit ein Strompreis kalkuliert werden kann. Dazu wird lediglich der Lastgang (Viertelstundenraster) von (aktuell) 2023 benötigt.
Der Profilfaktor eines Lieferprofils (Lastgangs) ist definiert als das Verhältnis des durchschnittlichen Spotpreises für dieses Lieferprofil bezogen auf den arithmetischen Mittelwert der Spotpreise (also dem Preis für eine Baselieferung) in dem Zeitraum. Der Profilfaktor wird in dem Tool berechnet und ausgewiesen. Streng genommen gilt dieser nur für den Betrachtungszeitraum 2023, aber die Veränderung in den Folgejahren ist nicht so gravierend (im Übrigen nicht genau bekannt), als das die Verwendung des Profilfaktors aus 2023 für Planungszwecke zu falschen Ergebnissen führt.
Die Profilfaktoren für Verbrauchslastgänge liegen in der Regel über 1. Je höher der Faktor, desto teurer das Profil. Der Profilfaktor ist die wichtigste Kennzahl eines Verbrauchsverhaltens. Die früher relevante Volllaststundenzahl (auch Benutzungsdauer genannt) hingegen, spielt nur noch für die Netzentgelte eine Rolle. Profilfaktoren für Wind- und Solarstromerzeugung liegen auf Jahresbasis unter 1 und werden aufgrund der zunehmenden Stromerzeugung aus Wind und Sonne sinken, weshalb hierfür nicht einfach der Profilfaktor für 2023 fortgeschrieben werden darf.
Durch Multiplikation mit den aktuellen Basepreisen am Terminmarkt ergeben sich die theoretischen Kosten für das Lieferprofil ohne Risikozuschläge, Vertriebsmarge, Grünstromqualität, Netzentgelte (einschließlich) Umlagen und Stromsteuer. Die Kalkulation eines Stromlieferanten ist nur selten genauer. Die Unsicherheit liegt in den Terminpreisen und den übrigen Kostenpositionen, so dass der Aufwand für eine detailliertere Berechnung entbehrlich ist.
Beispiel: aktueller Basepreis für das Folgejahr: 85,00 €/MWh
Aus unserer Datei ermittelter Profilfaktor: 1,034
Ungefährer Großhandelspreis für das Lieferprofil: 87,79 €/MWh bzw. 8,779 ct/kWh
zzgl. Vertriebsmarge, Netzentgelte etc.
Sollte sich das Lieferprofil in der Zukunft ändern, z.B. durch anderen Schichtbetrieb, ändert sich auch der Profilfaktor. Das ist besonders wichtig, wenn eine PV-Anlage zum Eigenverbrauch installiert wird. Dann steigt der Profilfaktor des Strombezugsprofils deutlich.
Profilfaktoren eignen sich sehr gut, um Strompreise von Unternehmen untereinander zu vergleichen. Der Effekt auf den Strompreis, der aus einem anderen Abnahmeverhalten resultiert, lässt sich mit Hilfe des Profilfaktors identifizieren und von anderen Einflussfaktoren auf den Strompreis wie insbesondere dem Einkaufszeitpunkt trennen. Außerdem lassen sich mit Profilfaktoren leicht Beschaffungspreise an Benchmarks messen.
Profilfaktoren sind auch hilfreich, wenn es darum geht, Strompreiskalkulationen (auch für Abrechnungszwecke) unter Einbeziehung von Standardterminprodukten und PPA zu erstellen. Diese Ergebnisse sind sogar exakt und können auf Monate heruntergebrochen werden. Dazu wird allerdings eine erweiterte Kalkulationsdatei benötigt.