Modell für ein neues Stromnetzentgeltsystem

Die Bundesnetzagentur hat eine Konsultation zur Anpassung der individuellen Netzentgelte nach § 19 (2) StromNEV angestoßen. In dem Verfahren soll auch die allgemeine Netzentgeltsystematik geprüft und bei der Neuregelung von individuellen Entgelten berücksichtigt werden.

Das bestehende Netzentgeltsystem für Strom ist ein Relikt aus den neunziger Jahren und setzt massiv falsche Anreize für alle Marktbeteiligten und verteuert somit den Strom in erheblicher Weise. Eine Reform wird seit vielen Jahren vehement gefordert, scheiterte aber immer an der unfähigen Politik. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 02.09.2021 obliegt die Festlegung der Netzentgeltstrukturen künftig nicht mehr der Politik, sondern der Bundesnetzagentur.

Ein grundlegend neues Netzentgeltsystem ist einer der dringlichsten Aufgaben bei der Umgestaltung des Stromsystems. Mit einem guten Entgeltmodell lassen sich die Systemkosten reduzieren, Fehlallokationen vermeiden und durch klare Investitionsanreize die Umgestaltung beschleunigen. Die Strom KnowHow hat deswegen ein neues Stromnetzentgeltsystem entwickelt. Das Modell wird im Rahmen der Konsultation vorgeschlagen.

Das entwickelte Modell sieht eine dynamische Arbeitspreis-Lastbereichs-Matrix vor. Jahresleistungspreise werden abgeschafft und alle Sonderregelungen in das Modell integriert. Das System ist parametrierbar und somit auf alle Netzbereiche sowie künftige Veränderungen der Netz- und Laststrukturen anpassbar.

Lastzustände in jeder Spannungsebene werden in die drei Bereiche Engpass, Balance und Lastumkehr eingeteilt. Lastumkehr bedeutet, dass der Strom von der niedrigeren Spannungsebene in die höhere fließt, was immer häufiger vorkommt. Für jeden der drei Bereiche gibt es unterschiedliche Preise. Da in jeder Spannungsebene unterschiedliche Lastzustände herrschen können, ergibt sich für niedrigere Spannungsebenen eine Preismatrix, die für jede Kombination aus Lastzuständen die richtigen Anreize für Verbraucher, Stromerzeuger und Betreiber von Energiespeichern setzt.

Das System verteilt die Netzkosten verursachungsgerecht, belohnt netzdienliches Verhalten, reduziert den Redispatch-Bedarf und negative Spotpreise, fördert Flexibilität und Speicherzubau jeweils an den richtigen Orten und richtigen Spannungsebenen. Dadurch werden die Systemkosten bestehend aus Netzkosten, Erzeugungskosten und Speicherkosten erheblich gedämpft.

Die vollständige Beschreibung des Modells kann hier heruntergeladen werden. Die Verbreitung ist ausdrücklich erwünscht.

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