Strommarktanalyse Mai 2024

Der Energiemarkt hat im Mai 2024 endgültig die Wende vollzogen. Alle Terminpreise sind nun wieder höher als zu Beginn des Jahres.

Spotmarkt

Die Windstromerzeugung war ein ganzes Stück niedriger als im Mai 2023 und ist im Vergleich zum Vormonat geradezu eingebrochen. Jetzt wird offenkundig, dass die hohe Windeinspeisung der letzten Monate eben nur zum geringen Teil auf größere Erzeugungskapazitäten zurückzuführen ist, wie es interessierte Personen gerne darstellen, sondern zum größten Teil auf das Wetter. Die Solareinspeisung hat weiterhin Zuwächse zum Vorjahr zu verzeichnen, aber auch diese sind wetterbedingt etwas schwächer ausgefallen.

Weiter gesunkener Stromverbrauch und steigende Stromimporte haben die fossile Stromerzeugung aber auf dem Niveau vom April gehalten. Die Temperaturen waren für einen Mai zu hoch, die Niederschläge auch, viel Sonne gab es im Norden, aber die PV-Anlagen stehen schwerpunktmäßig im Süden.

Strommarktanalyse Mai 2024

Die Preise für CO2-Zertifikate und die Spotpreise für Erdgas sind im Mai nochmals deutlich angestiegen. Erdgas war teurer als im Winter. Hauptursache dürften politische Vorstöße sein, russische LNG-Lieferungen in die EU zu unterbinden. Das würde zwar nicht zu Versorgunsengpässen führen, aber schon einen Preisaufschlag rechtfertigen, bis sich die Lieferketten neu sortiert haben. Hinzu kommt die Erwartung eines höheren Erdgasverbrauchs infolge anziehender Konjunktur. Hier sind Fragezeichen angebracht.

Der Verweis auf Wartungsarbeiten und Ausfälle an norwegischen Anlagen kommt jedes Jahr genauso regelmäßig wie die Wartungsarbeiten selbst und die tieferen Temperaturen im Winter, soll heißen, er ist völlig substanzlos. Der Effekt ungewöhnlicher hoher Temperaturen in Südasien und damit höheren Erdgasverbrauch zur Stromerzeugung für Klimaanlagen wird überbewertet. Die Gasspeicherstände sind mit über 70% für die Jahreszeit sehr hoch, allerdings verläuft die Einspeicherung derzeit etwas schleppend. Nachdem in den letzten beiden Jahren die Speicher vor der Heizsaison randvoll waren, ist der Übereifer dieses Jahr möglicherweise etwas gedämpft.

Die CO2-Preise folgen weitgehend den Erdgaspreisen. Da die Kohlepreise sehr viel weniger gestiegen sind als die Erdgaspreise, steht der Fuel switch auf der Kippe. Zum Ende des Monats ist Kohlestrom erstmals wieder etwas günstiger als Strom aus Erdgaskraftwerken. Die Stromerzeugung ist im Monatsmittel um rund 10% teurer geworden. Deswegen ist der mittlere Spotpreis im Mai auf 67,21 €/MWh gestiegen und der bislang höchste in diesem Jahr. Unter normalen Verhältnissen sollte der Mai eher der billigste Monat sein.

Der Spotpreisverlauf zeigt auch im Mai zahlreiche Stunden mit negativen Spotpreisen. Daneben gab es ähnlich wie im April sehr viele Stunden mit Stromüberschuss und einige Stunden mit Stromknappheit.

Strommarktanalyse Mai 2024

Die Spreizung der Spotpreise hat im Mai weiter zugenommen. An Sonn- und Feiertagen liegen im Mittel zwischen den drei teuersten und billigsten zusammenhängenden Stunden 135 €/MWh, im Wochenmittel sind es immer noch 97 €/MWh. Die billigsten Stunden liegen ausnahmslos in den frühen Nachmittagsstunden, wenn die Solareinspeisung ein Maximum erreicht, während die Last dem Tagestief zustrebt. Dementsprechend ist der Profilfaktor für Solarstrom im Mai nur noch bei 0,484. Solarstrom war also nicht einmal die Hälfte des Basepreises wert. So manch ein PV-PPA dürfte sich dieser Tage als zu teuer abgeschlossen herausstellen.

Strommarktanalyse Mai 2024

Terminmarkt

Die Preissteigerungen bei Erdgas und CO2-Zertifikaten zeigen sich entlang der gesamten Forward-Kurve und wirken sich dementsprechend auch auf die Terminpreise am Strommarkt aus. Während die Gaspreise am langen Ende absinken (2025 kostet 38,61 €/MWh, 2027 29,07 €/MWh), steigen die CO2-Preise am langen Ende deutlich an (2025 77,23 €/EUA, 2027 83,31 €/EUA). Das Base 2025 hatte die 100 €/MWh-Marke bereits kurzzeitig überschritten. Das Preisniveau liegt jetzt durchgängig über dem vom Jahresanfang.

Strommarktanalyse Mai 2024

Bei den Risikoprämien auf die Terminprodukte gibt es kaum Änderungen. Der Strompreisanstieg ist alleine der Preisentwicklung bei Erdgas und CO2 geschuldet. Der Markt geht nach wie vor davon aus, dass die Stunden mit Stromüberschuss in den nächsten Jahren weiter zunehmen werden, während Knappheitspreisen keine große Bedeutung eingeräumt wird.

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