Die geopolitischen Spannungen haben im August für einen Anstieg der Preise für Erdgas und damit auch für Strom gesorgt.
Spotmarkt
Mit sehr viel Sonne, viel Wind, viel Regen und hohen Temperaturen waren die fundamentalen Voraussetzungen im August ähnlich wie im Juli. Der fortgeschrittene Sommer hat die PV-Stromerzeugung trotz der vielen Sonnenstunden niedriger ausfallen lassen als im Juli. Die insgesamt im Vergleich zum Juli niedrigere, regenerative Stromerzeugung ist überwiegend durch höhere Kohlestromerzeugung ausgeglichen worden. Der Stromverbrauch ist etwas zurückgegangen.
Auch der Spotpreisverlauf zeigt grundsätzlich das aus den Vormonaten gewohnte Bild. An insgesamt neun Tagen gab es negative Spotpreise, allerdings auch an zehn Tagen Preisspitzen, die auf kurzzeitige Knappheit hindeuten.
Der durchschnittliche Gaspreis am Spotmarkt ist um fast 6 €/MWh auf 37,65 €/MWh gestiegen. Fundamentale Gründe hierfür gibt es nicht. Die Speicherstände sind EU-weit mit mehr als 92% und in Deutschland mit mehr als 95% extrem hoch. Da gibt es kaum noch etwas einzuspeichern. Der Preisanstieg geht auf das Konto geopolitischer Sorgen. Daneben wird von interessierten Marktakteuren penetrant darauf hingewiesen, dass es bei norwegischen Gasanlagen auch dieses Jahr wieder Wartungen gibt, als handele es sich hierbei um ein absolut unvorhergesehenes Jahrhundertereignis, dass mal eben 20% höhere Preise rechtfertige.
Der CO2-Preis am Spotmarkt ist ebenfalls deutlich gestiegen, so dass die Kosten für die Verstromung von Gas weit über 90 €/MWh und damit auf den höchsten Monatsmittelwert des Jahres gestiegen sind. Die Gasverstromung war dadurch signifikant teurer als die Kohleverstromung, was deren Zunahme ebenso erklärt wie die im Vergleich zum Vorjahresmonat geringeren Importe (aus Gaskraftwerken).
Die Preisspreizung hat im August wieder zugenommen und einen neuen Höchstwert erreicht. Verantwortlich dafür sind die sehr hohen Preise in den Abendstunden, wo werktags inzwischen regelmäßig mit mehr als 200 €/MWh zu rechnen ist. Die Profilfaktoren für PV-Stromerzeugung sind im Juli und August weiterhin unter 0,6.
Terminmarkt
Am Terminmarkt haben sich die gleichen „Sorgen“ entlang der Forwardkurve im Gas und damit auch im Strom niedergeschlagen. Base 2025 notierte kurzzeitig über 100 €/MWh und liegt aktuell bei 95-96 €/MWh. Das sind gut 15 €/MWh mehr als aktuell für 2024 realisiert ist bzw. für den Rest des Jahres erwartet wird. Die Erzeugungskosten für Strom aus Erdgas liegen deutlich über denen von Kohle. Ein Anstieg der Risikoprämien auf den Stromterminpreis ist nicht festzustellen.
Warum aber Erdgas 2025 20% mehr kosten soll als 2024 am Spot realisiert ist bzw. erwartet wird, ist unklar. Immerhin gibt es beim Erdgas seit langem für die Jahresprodukte eine ausgeprägte Backwardation, weil das weltweite Gasangebot nach dem Ausfall russischer Lieferungen 2022 von Jahr zu Jahr zunimmt, was für den Verbrauch nicht gilt.
Während die Terminpreise für 2025 und das Q4 2024 (möglicherweise haben einige Marktteilnehmer vergessen, dass im Winter das Windangebot normalerweise höher ist, viele Kraftwerke aus der Revision zurückgekehrt sind und KWK-Anlagen verstärkt laufen) überzogen wirken, ist es spätestens für 2027 eher umgekehrt, soweit es die Risikoprämie betrifft.
Zwar wird der Zubau an PV-Erzeugungsanlagen in noch größerem Umfang als bislang für negative Preise sorgen, aber die Zeiten von Stromknappheit werden ebenfalls zunehmen, denn die konventionellen Kraftwerkskapazitäten nehmen ab, der Stromverbrauch durch Wärmepumpen und insbesondere Batterieautos hingegen auch oder gerade in Zeiten der kalten Dunkelflaute zu.