Panne bei der Strombörse

Bei der Auktion am Day ahead-Spotmarkt der EPEX Spot ist es am 25.06.2024 für den Liefervertag 26.06.2024 zu einer schweren Panne gekommen.

Gewöhnlich wird die Auktion im Rahmen der Marktkopplung für eine ganze Reihe von europäischen Ländern gemeinsam durchgeführt. Durch dieses market coupling werden Strompreise, Stromimporte- und Stromexporte sowie Übertragungskapazitäten simultan entsprechend den Orders der Marktakteure ermittelt. Solange die Übertragungskapazitäten für einen Lieferzeitraum ausreichend sind, sind auch die Preise in den betroffenen Ländern gleich. Reichen die Netzkapazitäten nicht aus, sind die Preise unterschiedlich. Das ist sehr kompliziert, hat bislang aber funktioniert.

Für den 26.06.2024 waren erzeugungs- und verbrauchsseitig saisonal “normale” Verhältnisse zu erwarten, technische Restriktionen bei Netzen oder Kraftwerken in größerem Umfang gab es keine. Es war zu erwarten, dass die Preise im Tagesmittel ähnlich wie am Vortag zwischen 70 und 80 €/MWh liegen, mit Tiefstwerten mittags um 0 €/MWh und Höchstwerten in den Abend- und Morgenstunden bis maximal 200 €/MWh.

Doch es kam anders. Aufgrund von bislang nicht näher lokalisierten Fehlern bei der Strombörse wurden die Märkte entkoppelt (Decoupling), d.h. für jedes Land wurden die Preise separat ohne Berücksichtung der Nachbarländer ermittelt. Darauf waren die Marktakteure nicht vorbereitet und hatten ihre Orders nicht entsprechend eingestellt.

Deswegen sind die Preise für den detuschen (und österreichischen) Markt explodiert. Im Tagesmittel lagen die Preise bei 492,04 €/MWh, also mehr als sechsmal so hoch wie bei funktionierender Börse angemessen. In der Spitze kostet der Strom zwischen 6 und 7 Uhr 2.325,83 €/MWh, insgesamt lagen vier Stunden über 1.000 €/MWh. Auf den Monat gerechnet verteuert sich der Strom dadurch um ca. 14 €/MWh, auf das Jahr immer noch mehr als 1 €/MWh. Bezahlen müssen die Stromverbraucher, profitieren tun die Stromerzeuger in Deutschland.

Das wird natürlich ein Nachspiel haben, so geht es nicht, wir werden sehen. Für den 27.06.2024 hat das Market Coupling wieder funktioniert und die Preise sind in normaler Bandbreite.

Bereits jetzt lassen sich aber zwei Erkenntnisse gewinnen:

  1. Die größte Bedrohung der Stromversorgung liegt nicht in den (fehlenden) energietechnischen Anlagen, sondern in der digitalen Welt.
  2. Das Preiseskalationspotenzial bei engem Markt kann gar nicht überschätzt werden.
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